Eine Bergtour im Mai auf 3000m? Ohne Skier? Ja, das geht. Und zwar in Sölden. Der Rotkogel ist da genau der Richtige für den Einstieg in die Bergsaison. Mit 2.947m ist er zwar nur knapp unterhalb der 3.000er Marke bietet aber zugleich ähnliche Bedingungen. Im Sommer ein leichter Wanderberg, im Winter und mit Schnee eine gute alpine Übung. Die kurzen 2,5 bis 3h Aufstieg lohnen die Mühe. Also Steigeisen und Wanderstöcke einpacken, und los gehts.

Tourenstart in Sölden

Allein die Auffahrt mit dem PKW zum Ausgangspunkt unserer Tour in Hochsölden ist ein Highlight. Es geht steil nach oben – die Straße ist schmal und fordert aufgrund der steil abfallenden und mitunter ohne Leitplanke versehenen Straßenrändern volle Konzentration. Auf gut 2.660hm halten wir endlich. Die kleine Ortssiedlung wirkt wie ausgestorben. Überall Schlepplifte. Ein verbautes Skigebiet ohne jegliche Menschenseele.

Blick zurück auf das menschenleere Skigebiet bei Hochsölden

Durchs Skigebiet zur Rotkogelhütte

Ich starte meine Tour auf einer Schotterpiste am Ortsende von Hochsölden und wandere recht steil hinauf zum Giggijochlift. Die Schneeraupe hat hier bereits ihre Spuren hinterlassen und weist mir den Weg durch den Schnee. So folge ich den Fahrspuren weiter nach oben und lande schließlich auf einer betonierten Straße – nicht sehr romantisch aber besser als sich weiter durch den Schnee zu kämpfen. In Serpentinen geht es nun hoch hinauf zur Rotkogelhütte/Rotkogeljochhütte auf 2.660m. Von hier kann man bereits gut den Gipfelgrat erkennen, der sich neben der kleinen Kapelle oberhalb der Hütte entlangzieht.

Die Rotkogelhütte auf 2.660m hat im Mai zwar geschlossen, bietet sich aber dennoch an für eine kurze Rast.

Gipfelgrat zum Rotkogel

Es geht steil bergauf. Anfangs über loses Blockwerk, später durch Tiefschnee. Ich entscheide mich auf halben Weg die Steigeisen anzuziehen und mich mit den Wanderstöcken weiter nach oben zu arbeiten. Einen Schritt gemacht arbeite ich mich mit den Stöcken Meter für Meter weiter, immer auf der Suche nach festem Untergrund. 

Die ersten Höhenmeter auf dem Gipfelgrat zum Rotkogel sind geschafft. Blick hinab zur Rotkogelhütte.

Das letzte Stück zum Gipfel erfordert nochmal volle Konzentration und etwas Trittsicherheit. Rechts und links fällt der Grat mitunter steil bergab. Am Gipfel angekommen eröffnet sich mir ein wunderbares Panorama über Sölden mit Blick zum Gaißlachkogel, der mit 3.056m sogar mit einem Skilift begangen werden kann.

Vor uns liegt der steile Gipfelgrat zum Rotkogel. Am Rande eine undefinierbare “Mondstation”

Das verbaute Skiegbiet Sölden

Es ist traurig all die Liftanlagen zu sehen, die sich wie Fremdkörper ihren Weg durch die Berglandschaft ziehen. Ich bin hier geteilter Meinung, bringt doch der Skitourismus Geld für die Region – aber er macht auch vieles kaputt.

Es ist still. Ich bin ganz allein hier oben. Auf meiner gut 2,5-stündigen Tour ist mir nur ein Mensch begegnet. Die noch vor Wochen mit Menschenmassen beladenen Berghänge sind jetzt leer und verlassen – irgendwie toll diese Stille, aber irgendwie auch gruselig.

Gipfelpanorama

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