Der Großglockner, 3798M ist nicht nur der höchste Berg Österreichs sondern zieht auch zahlreiche Bergsteiger an. Allein ist man am Berg fast nie –  Eine top Alternative bietet hier für erfahrenere Alpinisten der Stüdlgrat. Der Weg ist  sicherlich anspruchsvoller als der Normalweg, bietet aber definitiv eine der spannendsten europäischen Gratbesteigungen überhaupt. Ein alpiner Hochgenuss.

Anspruchsvolle Bergtour

Gleich zu Beginn sei gesagt: der Stüdlgrat ist definitiv kein einfacher Aufstieg. Es erwarten euch Kletterschwierigkeiten bis zum dritten Grad. Hochtourenerfahrung solltet ihr auf jeden Fall mitbringen sowie Trittsicherheit Schwindelfreiheit und Kondition von bis zu 8 Stunden Gehzeit. Ich persönlich habe mich für einen Bergführer entschieden, da mir die Region und Terrain nicht bekannt sind und ich mich voll und ganz auf die Kletterei konzentrieren wollte. Es war letztlich eine gute Entscheidung. Dazu später mehr. Eine Übersichtskarte zum Routenverlauf fsamt Zeitangaben und Wege-Diagramm findet ihr am Ende des Artikels samt Zusammenfassung.

Vom Alpengasthof Lucknerhaus zur Stüdlhütte

Der Ausgangspunkt meiner Tour ist der Alpengasthof Lucknerhaus auf 1.920m. Der Parkplatz ist riesig, aber bereits am frühen Morgen überfüllt. Rechtzeitiges Anreisen ist ein Muss. Vom Parkplatz wandere ich mit meinem Begleiter im flotten Tempo – nach gut 45min erreichen wir die Lucknerhütte auf 2.241m. Weiter gehts über Wiesen und entlang eines rauschenden Wildbachs stetig bergauf, bis wir auf steiniges und vegetationsfreies Gelände treffen. Über eine lange Linkskurve und nochmal gute 500 Höhenmeter erreichen wir nach knapp 2h schließlich die Stüdlhütte auf 2.900m. 

Kurz oberhalb des Lucknerhaus – eine gemütliche Wanderung

Eine Nacht auf der Stüdlhütte

Die Hütte ist fantastisch. Warme Dusche, große Zimmer und ein fantastisches Buffet samt Sonnenterrasse machen den Abend einfach wunderbar. Die Hütte ist nahezu ausgebucht. Ein erstes Indiz dafür, was uns am kommenden Tag erwarten wird. Jedoch stellen wir schnell fest, das die meisten Bergsteiger von hier über den Normalweg aufsteigen werden. Unser Bergführer ist eine echte Koryphäe am Stüdlgrat. Viele Male ist er schon den Stüdlgrat hinauf, kennt jeden Winkel des Berges, jede Route und ist unter dem Hüttenpersonal und Bergführern hier ein bekanntes Gesicht. Da haben wir richtiges Glück, aber vor allem einen unterhaltsamen Abend.

In einer wunderschöen Lage: Die Stüdlhütte

Über das Teischnitzkees zum Stüdlgrat

Wir starten als eine der ersten Gruppe um 05.30Uhr in der früh. Unsere Bergführer gibt ordentlich Gas, um uns an die Spitze des Trosses zu hochzuarbeiten. Gleich das erste Stück zum Teischnitzkees ist steil. Hier legen wir die Steigeisen an und laufen angeseilt über den Gletscher zum Einstiegspunkt – Gehzeit von der Stüdlhütte etwa 1h 15min. Gletscherspalten sind überall. Vor allem in der Dunkelheit bin ich froh über die Begleitung eines Bergführers. Allein hier wir wären wir ohne Bergführer aufgrund der Wegfindung sicherlich länger unterwegs gewesen wären – was nicht schlimm ist, aber ein paar Minuten eher am Gipfel können schon entscheidend sein, ob man in einen Stau kommt oder nicht.

Nicht ganz ungefährlich: Weg über das Teischnitzkees

Schönster Ausblick am Frühstücksplatzl

Bereits beim Einstieg (wir nehmen den Normaleinstieg, nicht den Kalser Einstieg) fallen Steine von voraus steigenden Kletterern auf uns herab. Helm tragen ist absolute Pflicht. Durch das mitunter doch sehr kalte und scharfe Gestein empfehle ich zwingend Handschuhe zu tragen.  Unser Erstes Etappenziel, das Frühstücksplatzl, erreichen wir nach gut 45min. Hier staut es sich das erste mal. Aber jeder Moment des Wartens wird mit einem wunderschönen Panorama belohnt.

Herrlicher erster Rastplatz: Das Frühstücksplatzl

Einfache Kletterei in exponierter Lage

Ab hier beginnt der eigentliche schwere Teil des Stüdlgrat. Gleich am Frühstücksplatzl geht es senkrecht hinauf. Auch das Gelände wird exponierter. Der Grat ist hier deutlich zu erkennen. Rechts und links fällt die Wand mitunter steil ab. An der Drahtseilverschneidung, mit einem Schwierigkeitsgrad von 2+, wird es das erste mal klettertechnisch spannend. Immer wieder sehen wir den Gipfel vor uns und rechterhand Die Adlersruhe, eines unserer heutigen Etappenziele.

Exponierte Kletterei bis zum Gipfel

Die Schlüsselstelle am Stüdlgrat

Über eine Platte geht es im Schwierigkeitsgrad 3+ zunächst auf ein kleines, glattes und Plateau. Ab hier hangele ich mich an der oberen Kante einer senkrecht abfallenden Platte langsam den Grat entlang, während ich mich mit den Beinen auf Druck nach oben arbeite. An dieser Stelle werde ich Zeuge wie Leute restlos überfordert von ihren Bergführern nach oben gezogen werden. Teilweise unter Gejaule und ängstlicher Stimme.

Auf der glatten und steilen “Platte” – Die Schlüsselstelle des Stüdlgrat

Abstieg Großglockner-Gipfel über den Kleinglockner zur Adlersruhe

Nach weiterer Kletterei und einem kleinen Seitenweg unseres Bergführer, erreichen wir den nahezu leeren Gipfel. Nur ein paar Menschen um uns. Mit jeder Minute werden es mehr. Vor allem vom Normalweg werden uns in wenigen Minuten die Massen erreichen. Wir steigen beinahe menschenleere zum Kleinglockner ab. Unser Bergführer meint, so leer habe er den Glockner noch nie gesehen. 

Ausblick vom Gipfel des Großglockner

Am Glocknersattel kommen uns dann die Massen (knapp 200 Personen) entgegen. Ich bin froh mich für den Stüdlgrat entschieden zu haben! Über das Glocknerleitl geht es dann mit Steigeisen steil abwärts über Hanfseile und Drahtseile. Unten angekommen laufen wir über eine herrliche Schneefläche, auch den den oberen Bahnhof und unteren Bahnhof genannt, zur Adlersruhe – auch Erzherzog-Johann-Hütte genannt – auf 3.450m. Insgesamt 4,5h hat es von der Stüdlhütte bis hierher gedauert. 

Abstieg zwischen Großglockner und Kleinglockner

Von der Adlersruhe über den Mürztaler Steig zur Stüdlhütte

Leider sind auf dem Rückweg schon zahlreiche Gletscherspalten offen. Deshalb wählen wir den Abstieg über den Mürztaler Steig. Sehr steil aber super abwechslungsreich. Darauf wäre ich ohne Bergführer nie gekommen. Über eine steile, senkrechte und lange Leiter gelangen wir schließlich zum Gletscher und über einen sich ziehenden Fußmarsch zur Stüdlhütte. Auch sehen wir wieder zahlreiche Gletscherspalten die langsam aufgehen und durchaus eine Gefahr darstellen. Wir erreichen die Stüdlhütte und genießen erstmal eine schöne Pause auf der Sonnenterasse – 6,5h haben wir für die Tour bis hierher gebraucht, und nochmal eine knappe Stunde bis zurück zum Alpengasthof Lucknerhaus. Macht 7,hh für den gesamten zweiten Tag.

Blick von der Adlersruhe hinauf zum Großglockner

Ja, Fazit, was kann man sagen: Der Großglockner über den Stüdlgrat ist ein unglaublich schönes Gesamtpaket, es ist unglaublich abwechslungsreich, dann über den normalen Weg zurück über die Schneeflächen, dann die besondere Route über den Mürztaler Steig – all das hat unglaublich viel Spaß gemacht und eine innerliche Freude im Bergsteiger Herz ausgelöst. Ganz besonders herausheben möchte ich auch noch mal das tolle Essen auf der Stüdlhütte. Sowas kannte ich bisher nicht, es war auf jeden Fall etwas ganz besonderes. Nichts desto trotz sollte man der Tour auf jeden Fall Respekt entgegenbringen, eine gewisse Form der Schwindelfreiheit mitbringen aber vor allem Alpine Erfahrung. Kurz gesagt: es sollte nicht eure erste Bergtour sein. Wer sich unsicher ist, nimmt sich an Bergführer, wie ich das getan.

Zusammenfassung und Übersichtskarte mit Zeit-Wege-Diagramm

Routenverlauf Stüdlgrat mit Zeit-Wege-Diagramm

Ausgangspunkt meiner Tour Route ist der Alpengasthof Lucknerhaus – wo ich auch mein Auto abstelle. Von hier gehts in ca 2h hinauf zur Stüdlhütte, wo ich übernachte (bei bestem Essen) und am Folgetag übers Teischnitzkees (Gletscher mit Spalten) zum Einstieg des Stüdlgrats gelangt – von dort über den Normalweg via Frühstücksplatzl, Drahtseilverschneidung und der Schlüsselstelle “Die Platte” zum Gipfel des Großglockners. Im Abstieg über den Normalweg, also Kleinglockner, Glocknerleitl und der Adlersruhe bzw  Erzherzog-Johann-Hütte – von dort über den Mürztaler Steig zur Stüdlhütte und zurück.

  • Tag 1: 2h Gehzeit zur Stüdlhütte
  • Tag 2: 8h Gehzeit (Stüdlhütte – Gipfel – Lucknerhaus) 

An dieser Stelle möchte ich mich für die Zusammenarbeit mit “Unterwegs – Dein Outdoor Shop” bedanken, mit deren Hilfe dieser Artikel entstehen konnte. unterwegs.biz ist ein Store für Outdoorprodukte, und setzt vor allem auf Nachhaltigkeit. Und das nicht Einach nur so, weil es gerade Mode ist, sondern weil Ihr gesamtes Konzept von der Pike auf darauf aufgebaut ist. Das geht bei der Auswahl der Marken los und endet bei einem eigenen Nachhaltigkeits-Siegel. Ganz dem Motto: Es beginnt alles bei einem selbst – denn schon kleine Veränderungen können eine große Wirkung haben. Jeder der mich als Vegetarier kennt, weiß was ich damit meine 😉 Neben top ausgewählter Ausrüstung bietet euch “Unterwegs” auch einen eigenen Blog und eine Seite mit Reise-Erfahrungsberichten aus der ganzen Welt. So, genug geredet 🙂 Viel Spaß beim stöbern.

Steiler Aufstieg ist keine Seltenheit am Stüdlgrat: Hier direkt hinter dem Frühstücksplatzl

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