Die Besteigung des Triglav in Slowenien, gehört sicherlich zu den bergsteigerischen großen Zielen der Alpen. Nicht nur wegen seiner Bedeutung als einer der Seven Summits, sondern auch wegen seiner einzigartigen Natur in den Julischen Alpen. Bis auf den steilen Gipfelaufbau, ist die Bergtour sicherlich nicht anspruchsvoll, erfordert aber ein gehöriges Maß an Ausdauer für den langen Aufstieg – in Kombination mit einer Hüttenübernachtung ist das Ganze ein Hochgenuss.

Die julischen Alpen von ihrer schönsten Seite

Vorab sei gesagt, dass der Berg nicht meine erste Wahl in meiner Tourenplanung war. Das liegt zum einen daran, dass ich meist höhere Gipfelziele bevorzuge – Mit seinen 2.864m gehört der Triglav sicherlich nicht zu den höchsten Bergen der Alpen, aber sicherlich zu einem der schönsten und abwechslungsreichsten. Vor allem im Gipfelbereich hat er Einiges zu bieten und im Aufstieg ist er konditionell anspruchsvoll. Insgesamt hat der Berg mich aber durch seine gesamte Erscheinung total ergriffen, und vielleicht ist es gerade der lange Zustiegsweg, der ihn so besonders macht, und im Spätsommer zu einem attraktiven Ziel.

Trenta als Ausgangspunkt für den Normalweg auf den Triglav

Wir beginnen unsere Tour in dem kleinen Örtchen Trenta. Nach langem recherchieren, welche Aufstiegs-Variante ich wählen soll, entscheide ich mich letztlich auch aus logistischen Gründen für diesen Weg. Zum einen, ist der Weg landschaftlich der Schönste zum anderen findet man hier einen optimalen Ausgangspunkt zum parken. Direkt am Parkplatz ist das touristische Informationszentrum des Nationalpark, wo man sich über Wetterlage, Flora und Faune aber auch die aktuelle Hüttenöffnungen informieren kann. Denn für uns hat sich Regen angekündigt, der unsere Tourenplanung zu Nichte machen könnte. Zudem verfügt unsere Hütte für den Abend über kein klassischen Telefonanschluss und schon gar nicht ein Handynetz. Es wird also ein zweitägiger Trip in eine kleine Medienfreie Zeit. Irgendwie freue ich mich darauf.

Mühevoll in den Fels geschlagen: Der steile Bergpfad hinauf zum Triglav

Der Aufstieg zum Triglav erfordert vor allem Kondition

Nach einem kurzen Stück auf der Hauptstraße biegen wir ab in eine neu gemachte Teerstrasse. Bereits hier sehen wir viele typisch regionale Ferienhäuser. Man befindet sich plötzlich in einer ganz anderen Welt. Wir gehen den Weg weiter, bis wir an eine Weggabelung kommen und den Betonweg verlassen. Über Wiesen und kürzere Waldabschnitte, kommen wir dann endlich zum Wandfuß des Triglav. Ab hier geht es stetig Bergauf – 1500 Höhenmeter sind bis zur Hütte zu überwältigen, und ich empfehle ganz stark sich darauf einzulassen und nicht regelmäßig auf das Höhenmesser zu schauen, sofern eins dabei ist. Denn die Terpentienen wollen einfach kein Ende nehmen. Umso schöner ist es die Natur zu genießen, und den steilen Bergpfad langsam aber steigt hinaufzulaufen. Die Julischen Alpen zeigen sich hier von einer ganz besonderen Seite, die so anders ist, als alles was ich so aus den Westalpen kenne. 

Es ist still und die wenigen Wanderer die uns entgegenkommen, sprechen Slowenisch, russisch und schon allein das, lässt diesen Berg hier exotisch auf mich wirken. Vor allem aber erinnert er mich an meinen über einjährigen Aufenthalt in Zentralasien, in dem ich Russisch sprechen gelernt habe.

Der lange und zähe Aufstieg durch eine fantastische Bergkulisse

Die kleine Hütte slovenische Koča na Doliču strahlt uns aus weiter Ferne an

Nach einer ganzen Weile kommen wir erneut zu einer Weggabelung, wo wir dem Weg nach rechts folgen um noch mal in sehr steilen und in den Fels gehauen Serpentinen den Berg erklimmen. Teilweise versperren Schutt-Lawinen den Weg, und wir überlegen hin und wieder die Tour aufgrund des schlechten Wetters und Nieselregens abzubrechen. Doch nach der letzten Kurve bekommen wir bereits einen Blick auf die wunderschöne Hütte, in der wir heute übernachten wollen.

Während wir stetig auf das kleine Häuschen zuwandern, können wir rechts im Fels eine riesige Steilflanke sehen, in der sich über die Jahrtausende die Gesteinsschichten freigelegt haben. Unter uns ist das mächtige Tal, aus dem wir gekommen sind. Bis hierher ist die Tour nicht anspruchsvoll, aber sicherlich nur für den Wanderer mit ordentlich Ausdauer machbar. Unterhalb der Hütte erwartet uns noch ein größeres Schneefeld. Wir folgen den ausgetretenen Pfade bis zur Hütte

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Endlich: Die Hütte Koča na Doliču

Koča na Doliču: Eine Hütte irgendwo im nirgendwo

Oben erwartet uns eine gepflegte, aber kleine und enge Hütte. Aufgrund von Corona haben wir nur ein kleines Waschbecken, dass wir uns mit allen anderen teilen. Die Zimmer sind dunkel, aber gemütlich. Der aufgeräumte aber wenig anreizende Aufenthaltsraum, tut seinen Zweck. Die Wände sind kahl und mit wenigen Bildern behangen – alles wirkt ein wenig steril. Wir werden trotzdem sehr freundlich bedient und der Aufenthalt hier oben am Pass ist sicherlich ein Erlebnis wert.

Auf dem Gipfelplateau des Triglav werden wir mit Sonnenstrahlen für die Mühen des Aufstiegs belohnt.

Ein früher Aufbruch zum Gipfel

Der Wetterbericht für den folgenden Tag sieht nicht gut aus, Gewitter ab 9:00 Uhr. Deswegen entscheiden wir uns sehr früh zu starten und um 5:30 Uhr los zu laufen. Die Wegfindung ist nicht schwer, aber auf dem Plateau, was wir nach circa 20 Minuten erreichen sicherlich mitunter etwas verwirrend. Viele Wege weichen nach rechts und links ab, und kommen dann meist auf dem gleichen Hauptweg zurück. Wer also Zeit sparen will sollte, vor allem bei Nebel, mit einer guten Karte gehen. Wir haben Glück, denn die Wolken ziehen auf und wir sehen den Triglav mit seinem Gipfelaufbau vor uns.

Am Gipfel des Triglav mit dem berühmten Unterschlupf für Bergsteiger bei Schlechtwetter Aljažev stolp

Der anspruchsvolle Teil der Triglav-Besteigung

Am Wandfuß wird es nun spannend, folgt hier doch der schwierigste Teil der gesamten Tour. Gleich zum Einstieg folgen wir einer steilen Stufenleiter, und queren dann unterhalb einer Wand einen gesicherten Steig. Wonach genau und nach welchen Maßstäbe hier gesichert wird, ist uns unklar. Mal sind Stahlseile vorhanden mal nicht. Gleich nach dem zweiten Stück folgt ein wesentlich ausgesetzterer Steig, der aber ungesichert ist. Wer ein Klettersteig-Set dabei hat, sollte es definitiv nutzen, sofern der Weg gesichert ist. Vor allem aber solltet ihr ein Helm mitbringen, dens Steinschlag ist nicht ungewöhnlich.

Nachdem wir die ersten Steige überwunden haben, klettern wir über eine Schutthalde hinauf zu einer Art Joch, wo uns strahlende Sonne erwartet. Das Timing war perfekt. Von hier klettern wir bei bestem Wetter und in einfacher Kraxelei hinauf zum Gipfel. Die kleine berühmte Gipfeltonne mit seinem spitzen Dach erwartet uns, und wir sind nahezu allein am Gipfel. Sich vorzustellen, was hier bei guter Wetterprognose los sein muss, können wir nur erahnen. So genießen wir unsere Brotzeit und machen uns auf zum Abstieg, der fast 2000 Höhenmeter bereithält. Gut dass uns in der Hütte noch mal ein Essen und Getränke erwarten.

Im Aufstieg wie im Abstieg ein Genuss: Der Gipfelaufbau des Triglav bietet eine phänomenale Aussicht

Fazit der Triglav Besteigung

Die Besteigung des Triglav ist sicherlich ein absolutes Muss für jeden Bergsteiger. Man sollte den Berg jedoch nicht unterschätzen, vor allen auf den letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel. Hier zeigt sich der Berg nochmal von seiner ganz anderen Seite. Während uns das sehr lange zu Wegstück vom Tal zur Hütte sicherlich die ein oder andere Kondition abverlangt, ist es dennoch ein absoluter Genuss. Aufgrund seiner verhältnismäßig geringen Höhe, wird der Berg jedoch häufig unterschätzt. Unbedingt mitbringen solltet ihr einen Klettersteig-Set und einen Helm, vor allem aber genügend Wasser und Sonnencreme, um diese Tour zu bestreiten. Ich empfehle euch definitiv eine Übernachtung auf der Hütte und das ganze als Zwei-Tagestour zu planen

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