Es gibt Berge, die gehen immer. Weil sie die ideale Verbindung von Einfachheit, Komfort, Naturerlebnis und einer nahezu ganzjährigen Besteigungsgarantie sind. Einer der in dieser Liga bestimmt ganz oben mitspielt ist der Herzogstand, der wohl berühmteste Münchner Hausberg: Egal zu welcher Jahreszeit, eine Tour ist nahezu immer möglich. Die Herzogstandbahn macht es für Familien mit Kleinkindern umso leichter, am Bergfieber teilzuhaben.

Startpunkt unserer Tour ist der Parkplatz der Herzogstandbahn bei Kochel am See. Wir nehmen den Weg direkt hinauf. zunächst etwas steiler, ist am eigentlich immer wieder in Begleitung anderer Wandergruppen und Hobbyausflügler. Jung, alt. Alles dabei. Irgendwie auch schön, zu sehen wie die Natur Menschen anlockt sich einen Berg hochzuquälen, anstatt die Seilbahn zu nehmen. Immer wieder halte ich an und genieße einen Blick auf den Walchensee.

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Die ersten Höhenmeter sind geschafft: Ein Blick hinunter zum Walchensee belohnt jede Mühe

Nach etwa 400 Höhenmeter wird es etwas flacher. Der Weg windet sich und führt uns schließlich zu einem kleinen Wasserfall. Ich raste kurz und höre dem Plätschern des Wassers zu bis die Ruhe durch andere Wanderer durchbrochen wird. Nicht schlimm, aber ein Antrieb weiterzugehen. Eine ältere Dame vor mir, in elegantem Outfit, hechelt den Weg entlang. Sie ist voller Elan und stiert mich mit ernster Miene an.

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Direkt neben dem Wasserfall eine gesicherte Passage, die Ihrer Funktion aber sicherlich nur im tiefsten Winter nachkommen kann.

Ein paar Meter weiter und ich stehe plötzlich ganz unverhofft vor dem Berggasthaus Herzogstand. Die auf 1.575m gelegen mächtige Hütte bietet neben der irren Auswahl an Sitzmöglichkeiten auf der Terrasse auch Schlafmöglichkeiten für bis zu 65 Menschen. Wie ein kleines Hotel, entsprechend groß wirkt der Bau auf mich. Dem Bierchen auf dem Rückweg steht also nichts mehr im Wege.

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Blick vom Berggasthof hinauf zum Herzogstand.

Die Stimmung hier lässt sich kaum in Worte fassen: es ist voll. Ich glaub das trifft es am besten. Überall wuseln Leute herum. Skipisten unter mir. Biertrinkende Menschen neben mir im Gasthaus. Schreiende Kinder. Irgendwie irre, nachdem man sich da den Berg hochgerackert hat. Aber so ist es nun mal. Und irgendwie hat es ja auch was. Ein Phänomen der Neuzeit. Und so schalte ich meine Kopfhörer ein und nehme mir den Aufstieg zum Gipfel vor. Auch wenn das Ziel zum greifen nahe wirkt sind noch gut 200 Höhenmeter zu bewältigen.

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Panoramablick

Feine Serpentinen, die sich wie gerade Linien im Zickzack den Berg hochziehen, sind mit ameisenkleinen Menschen bevölkert, die sich Ihren Weg Hinauf zur Spitze des Berges bahnen. Irgendwie fühle ich mich gut. Als Bergsteiger ist es einfach selten, Gipfel nicht für sich allein zu haben. Situationen zu erleben, in denen man das Gipfelglück teilen muss. So ist es auch an diesem Tag: Ein junges Mädchen in pinkem Outfit, zückt ihren Selfiestick und formiert ihre riesige Clique um sich. Ich versuche mich zu erinnern: Beim Aufstieg habe ich sie jedenfalls nicht gesehen. Eine alte Dame wird von ihrem Stick erwischt. Das Mädchen merkt es gar nicht und richtet ihre Kamera erneut auf. Ich helfe der alten Dame auf. Sie ist nicht erbost, kratzt ihren Kopf und denkt wahrscheinlich über die verrückte Welt nach, was sich hier oben alles getan hat, seit es den Lift gibt. Ich atme tief ein, lasse alles von mir abfallen und freue mich hier oben zu sein.

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Ob Aufstieg oder Abstieg: Auf dem Weg trifft man immer gut gelaunte Wanderer

Fazit: Mit einer Gehzeit von knapp 2 Stunden (für ungeübte 3 Stunden) ist der Herzogstand eine ideale Halbtagestour für Genießer, Familien und Bergfreunde und Wanderer die sich schnell und unkompliziert einen schönen Tag machen wollen.

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