Steile Gipfel, einsame Täler und spektakuläre Gebirgshänge. Das Karwendelgebirge. Mit 2.257 Metern Höhe und einer traumhaften Lage im vorderen Teil der Gebirgsgkette ist die Soiernspitze ein wunderbarer Appetithappen für das Frühjahr. Eine anspruchsvolle Bergtour die gewisse Kondition voraussetzt. 

Gegen Viertel nach 11 stellte ich mein Auto in Krün am Parkplatz ab und machte mich auf den Weg. Ich beschloss die Route übern den Seinskopf zu nehmen und von dort dann dem Höhenweg zum Gipfel zu folgen – Immerhin 1.350 Höhenmeter erwarteten mich. Bereits nach kurzer Zeit kam meine Pumpe auf Hochbetrieb, ich begann zu schwitzen und die Waden taten weh. Und zu sehen gab es nur dichten Wald.  Die Mühe sollte sich aber auszahlen. Bereits eine Dreiviertelstunde später gab es vereinzelte Lichtungen mit Ausblicken auf das Wettersteingebirge sowie die im Tal liegenden Ortschaften Wallgau und Krün. Da kam Freude auf.

Aussicht vom Seinskopf Richtung Mittenwald. Den Abstecher zum vorgelagerten Signalkopf habe ich mir aber nicht mehr gegönnt.

Aussicht vom Seinskopf Richtung Mittenwald. Den Abstecher zum vorgelagerten Signalkopf habe ich mir aber nicht mehr gegönnt.

Gegen kurz nach 13Uhr hatte ich dann den Seinskopf erreicht. Hier bot sich bereits ein wunderschöner Blick auf Mittenwald und die deutsch-österreichische Grenzregion. Der wirklich anstrengende Teil lag nun hinter mir – der spaßige Teil sollte mit dem Höhenweg zur Soiernspitze nun folgen.

Nahezu am Höhenrücken der Soierngruppe entlang lief ich nun über herrliche Bergwiesen und passierte erst das Feldernkreuz, dann den Feldernkopf, den Soiernschneid sowie die Reißende Lahnspitz. Dabei ging es stets moderat bergauf, was ich aber angesichts der sich dabei bietenden  Aussicht nicht als sonderliche Belastung empfunden habe – genauso stelle ich mir das perfekte Bergwandern vor.

Ein wenig Trittsicherheit kann auf dem Höhenweg sicherlich nicht schaden.  Dafür wird man mit einem tollen Ausblick auf die Soierngruppe belohnt.

Ein wenig Trittsicherheit kann auf dem Höhenweg sicherlich nicht schaden.  Dafür wird man mit einem tollen Ausblick auf die Soierngruppe belohnt.

Allerdings zog sich der Weg zum Gipfel doch noch länger hin als erwartet. Da ich mir vorgenommen hatte erst oben eine Essenspause einzulegen, machte sich nun doch ein wenig Erschöpfung und Energielosigkeit breit. Vor allem die letzten finalen Höhenmeter zur Soiernspitze hatten es nochmal in sich und waren etwas steiler. Dann aber, gegen 15 Uhr, stand ich endlich oben. Alle Anstrengung war vergessen. Die Sicht war unbeschreiblich traumhaft. Ungehindert fiel mein Blick auf die mächtige nördliche Karwendelkette sowie die umliegenden Berge. Ganz im Süden konnte ich sogar einige schneebedeckte Dreitausender, wie z.B. den Großvenediger, erspähen, während sich nördlich von mir ein schöner Anblick auf den Walchensee und das abflachende Alpenvorland mit dem markanten Starnberger See bot.

Die letzten Meter zum Gipfel

Die letzten Meter zum Gipfel

Dies alles konnte ich jetzt bei herrlichem Sonnenschein und windstiller Witterung genießen. Eine Dreiviertelstunde blieb ich hier oben und ließ es mir gut gehen. Ich wäre gerne noch länger geblieben, nur erinnerte mich die langsam tiefer sinkende Sonne daran, dass die Tage im Herbst nicht mehr allzu lang sind und ein Abstieg vor Sonnenuntergang doch ratsam ist.

Panoramablick nach Süden

Panoramablick nach Süden

Über die Soiernscharte ging es nun zum Soiernhaus bergab. Hier galt es nochmal einen recht geröllhaltigen Hang zu durchqueren. Dafür bot sich nochmal ein schicker Anblick auf die Nordseite vom Gipfel, der sich mit der charakteristischen horizontalen Gesteinsschichtung ziemlich gut von den umliegenden Bergen abhebt und daher auch aus der Ferne leicht zu identifizieren ist. Nach einer knappen Stunde kam ich an zwei kleinen Seen vorbei und erreichte das Soiernhaus. Die schon tiefer stehende Sonne wurde hier leider von den umliegenden Bergwänden bereits vollständig verdeckt.

Panoramablick Richtung Norden

Panoramablick Richtung Norden

Mit Erreichen des Soiernhauses war der spektakuläre Teil dieser Tour eigentlich beendet. Über Serpentinen ging es noch ca. 250 Höhenmeter einen Wanderweg am Hang hinunter, bevor ich dann auf eine Forststraße kam. Dieser musste ich jetzt noch für ca. 7 km und 450 Höhenmeter folgen. Recht monoton war das. Zwischenzeitlich haben mich dabei zwei Mountainbiker überholt, denen ich sehnsüchtig hinterherblickte. So ein Fahrrad hätte ich jetzt auch ganz gerne gehabt. Gegen halb 7 hatte ich es dann geschafft und erreichte den ersehnten Parkplatz. Die Sonne war bereits untergegangen und ich machte ich müde, aber hochzufrieden, auf den Heimweg. Die Tour war zwar megaanstrengend, aber landschaftlich dafür ein absoluter Hochgenuss.

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Matthias Hille

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