Schweißausbruch. In der linken Hand ein Kind, in der rechten die Wanderkarte, vor uns drahtseilgesicherte Wege und Leitern. Bergsteigen mit Kindern. Geht das? Ja, wenn man bereit ist Kompromisse zu machen und die passende Tour wählt. Folgt mir von der Rosshütte zur Seefelder Spitze und weiter zu einem der schönsten Gipfel des Karwendel: Die majestätischen Reither Spitze.

Es ist Juni. Die Sonne scheint, es werden Temperaturen um die 30 Grad erwartet. Unser Tag beginnt in den frühen Morgenstunden in Seefeld im Karwendel. Schon aus weiter Ferne erhebt sich die wunderschöne Gipfelpyramide der Reither Spitze. Direkt daneben, die Seefelder Spitze – beide verbunden durch einen steilen Grat.

Da wir mit Kind unterwegs sind werden wir mit der Standseilbahn bis zur Rosshütte auf 1.751m hinauffahren. Wer den Weg zu Fuß bezwingen will, dem empfehle ich den Aufstieg über die herrliche Hocheggalm (1.5.45m). Die saftigen grünen Wiesen und der fantastische Ausblick machen sowohl die Fahrt mit der Standseilbahn als auch Wanderung zum unvergesslichen Erlebnis.

Erlebnisspielplatz rosshütte bergbau

© www.seefeld.com

Die Rosshütte bietet zudem einen riesigen Kinder Erlebnisspielplatz zum Thema Bergbau in Seelfeld. Dank ausführlicher Gastronomie im Restaurant und herrlichem Ausblick ist die Rosshütte auch für längere Aufenthalte geeignet.

Von hier aus kann je nach Verfassung des Kindes die Tour abgebrochen, fortgeführt oder umgemodelt werden – zwei Seilbahnen ermöglichen entweder eine Weiterfahrt zur Seefelder Spitze oder zum Härmelekopf. Wir gehen weiter zur Seefelder Spitze.

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Kleine Plateaus laden zur Rast ein und bieten einen fantastische Rundumblick.

Von der Rosshütte folgt ein knackiger, kurzer Anstieg zum Seefelder Joch (2.060m). Für Kinder ist auch hier die Seilbahn eine gute Alternative. Von der oberen Station kann man die Seefelder Spitze bereits gut erkennen. Der Weg ist nicht zu übersehen: Ein geschlängelter, mitunter leicht abschüssiger Pfad führt uns auf dem schmalen Bergrücken zum Gipfel. Immer wieder bieten sich uns Rastmöglichkeiten – kleine Sitzbänke machen das überwältigende Idyll perfekt.

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Schon von der Seilbahnstation aus kann man die Seefelder Spitze deutlich erkennen.

Nach gut halber Wegstrecke zur Seefelder Spitze wird der Pfad steiler – ich behalte Junior die ganze Zeit im Blick, da die rechte und linke Flanke doch recht steil abfallen. Dann endlich, unser erstes Etappenziele: Die Seelfeder Spitze. Ein riesiges Kreuz erhebt sich auf dem kleinen Gipfel das bereits von zahlreichen pausierenden Wanderern besetzt ist. Wir haben großes Glück: der Himmel ist klar und wir genießen das fantastische 360 Grad Panorama rund um Seefeld. In weiter Ferne glänzen die Aufbauten der Zugspitze samt Meilerhütte.

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Steil geht es rechts und links vom Weg ab.

Mein Blick schweift ungeduldig nach Osten. Vor mir erhebt sich die schroffe und ausgesetzte Gipfelpyramide der Reither Spitze. In der linken Hand ein Kind, in der rechten die Wanderkarte, vor uns drahtseilgesicherte Wege und Leitern. Schnell wird klar: das ist kein Berg für Junior. Meine Frau bemerkt sofort meinen Drang weiterzugehen. Ich packe das nötigste in den Tagesrucksack und breche alleine auf. Die beiden fahren, nach dem kurzen Abstieg, mit der Seilbahn zur Rosshütte zurück. Der große Kinderspielplatz lockte bereits beim Aufstieg. Und wann hat man schon mal einen Spielplatz auf knapp 2.000 Höhenmetern?

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Die Seefelder Spitze wirkt trotz ihrer geringen Höhe von 2.374m wie ein alpiner Gipfel. Ein Ziel für viele Wanderer und Hobbybergsteiger.

Auf meinem Weg zur Reither Spitze schließe ich mich zwei Kanadiern an. Irgendwie fühle ich mich wohler in Begleitung. Wir gehen den oberen Schönangersteig entlang, einen sehr schmalen Pfad der beide Gipfel verbindet. Mehrere seilversicherte Passagen fordern unsere  Konzentration an den felsigen Wänden – Geröll und Schutt machen es uns nicht leicht.

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Vor uns die gewaltige Gipfelpyramide der Reither Spitze

Zunächst geht es bergab bis an den Fuß der Reither Spitze. Dort zieht sich ein einfacher, aber steiniger Weg hinauf zum Sattel der gewaltigen Gipfelpyramide.

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Ein Blick zurück zur Seefelder Spitze

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Eine Leiter zum Einstieg in den steilen Schlussanstieg

Ab hier beginnt der finale Aufstieg. Ein Schild des Alpenvereins warnt vor Alpinem Gelände und fordert Bergerfahrung. Über eine kleine Aluleiter steigen wir die ersten Meter hinauf. Anschließend bahnen wir uns über einen technisch einfachen, aber ausgesetzten Grat unseren Weg nach oben. Plötzlich erscheint vor uns ein riesiges Felsfenster durch das wir in die Tiefe und zurück zur Seefelder Spitze blicken können. Der Wind bläst kalte, schneidige Luft hindurch – spätestens hier kommt erstes Bergsteiger-Feeling auf. Immer enger schlängelt sich nun der Pfad den Berg hinauf. Auf einem kleinen Plateau angekommen erkennen wir endlich das Gipfelkreuz und gehen die letzten Höhenmeter.

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Blick in die Tiefe. Die steile Front der Reither Spitze.

Nachdem wir die grandiose Aussicht genossen haben schweift unser Blick gen Süden wo wir bereits die Nördlinger Hütte auf 2.239m erkennen können – unser nächstes Ziel. Zum Abstieg wollen wir die Hütte als Orientierung nehmen und eine kleine Rast einlegen. Der Weg dahin ist steiler als der Aufstieg, aber wesentlich kürzer. Scharfkantiges, grobes Gestein liegt auf dem Weg und zwingt zu gemäßigtem Tempo.

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Gipfelglück auf der Reither Spitze

In der Hütte schnell ein Soda getrunken und dann geht es weiter am Berg hinab zur Station der Härmelekopfbahn. Wer möchte kann hier direkt zur Rosshütte fahren oder den etwa einstündigen Abstieg wählen. Je nach Zeit und Kondition bietet die Tour auch hier wieder eine Familienfreundliche Lösung an.

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Blick vom Gipfel zur Nördlinger Hütte.

Fazit: Ob für Anfänger die einfache Wanderung zur Seefelder Spitze oder der anspruchsvollere, weiterführende Weg zur Reither Spitze, die Tour macht sehr viel Spaß und bietet für alle Altersgruppen und Erfahrungslevel eine passende Herausforderung. Schon allein wegen der Seilbahn für Kleinkinder oder dem wunderbaren Kinder Erlebnisspielplatz an der Rosshütte macht die Tour zum Kracher.

 

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