Heute möchte ich euch mitnehmen nach Nepal und dem wohl bekannteste Trekkingpfad, wenn nicht sogar dem schönsten der Welt. Der Annapurna Trek oder auch Annapurna Circuit, also Runde oder Kreis, genannt. Mit mehr als 200 Kilometern Länge umringt er einmal das gesamte zentrale Annapurna massiv- eine der größte Ansammlung von 8000ern auf der Welt.

Wir durchwandern quasi alle Klimazonen des Landes: vom tiefen Tal bis hinauf zum Thorong La Pass – mit 5.416m dem höchsten Punkt der Tour – um dann schließlich durch wundervolle Steinwüsten und Wälder wieder zurück zum Ausgangspunkt zu wandern.

Der Trail ist für alle geeignet. Vorausgesetzt ist eine minimale Grundfitness und die Leidenschaft zu Wandern. Das Tempo und wie weit ihr pro Tag lauft, bestimmt ihr selbst – denn nirgendwo sonst findet ihr auf so großen Höhen so viele Dörfchen zum Rasten, wie auf diesem Trail. Es wird kein Zelt benötigt sondern nur ein Schlafsack und Klamotten für knapp zwei Wochen. Ob mit oder ohne Träger sei euch überlassen. Man kann eigentlich nichts schöneres machen, um sein Wander- und Bergfieber zu stillen, als auf diesem Trail. Für mich persönlich war es der Anfang meiner Bergleidenschaft und letztlich auch für das schönste Land der Welt.

Tag 1 und 2: Anreise nach Kathmandu und Weiterfahrt nach Pokhara

Meine Reise beginnt im Oktober. Beste Reisezeit für Nepal. Mit dem Flugzeug geht es direkt nach Kathmandu wo mich mein Guide Tanka abholt. Es ist schön jemanden zu haben, der einen empfängt in einer riesigen Stadt wie Kathmandu. Wir haben uns auf eine Pauschale für die knapp 2 Wochen verständigt, womit ich mich um nichts mehr kümmern muss. Vom Essen bis Transport hat er alles im Griff. Nach einer Übernachtung in Kathmandu geht es am nächsten Tag mit dem Bus nach Pokhara. Hier beginnt für mich das wilde und schöne Nepal. Allein die Fahrt bleibt unvergesslich – wenn mich im Norden die großen Achttausender das erste mal mit ihren riesigen Gipfeln anfunkeln, dann ist mir einfach ganz anders. In Pokhara bleiben wir bleiben wir eine Nacht und machen die letzten Erledigungen für unsere bevorstehende Tour.. Einen Schlafsack für Minusgrade muss ich mir noch besorgen. In den höheren Lagen fällt das Thermometer schnell in den Frostbereich und es gibt mitunter keine Heizungen in der Nacht. Noch am Nachmittag fahren wir nach Besisahar, unser Startpunkt des Annapurna Trails.

Übersichtskarte Annapurna Treki, Runde (von: www.advzambuling.com)

Tag 3: Von Besisahar (800m) nach Syange (1.100m), Kilometer 24

Am nächsten Morgen geht es endlich los. Ein gemächliches aber stetiges Tempo ist von Anfang an wichtig – man sollte es den gesamten Trek über einhalten. Dennoch versuche ich mich übermotivierr im erhöhten Tempo und laufe etwas mehr als 20 Kilometer nach Syange (1.100hm) – vorbei an den Orten Bhulbule und Nadi Bazar. Der Weg ist einfach zu laufen. Das erste mal erblicke ich die riesigen Berge hautnah vor mir und genieße die Bergluft und das viele Grün um mich.

Ich bin weder erschöpft noch sonderlich ausgepowert, als ich mich am Abend in einer kleinen Lodgia mit meinem Guide auf ein Bier zusammensetze – es sei mein letztes Bier, sagt er. Alkohol sei auf dem Weg verboten. Zumindest bei der bevorstehenden Höhe ist es nicht zu empfehlen – für den Rest meiner Reise halte ich mich daran. Die Unterkunft ist einfach und aus Holz. Ich schlaf allein, wie den Rest des Weges. Eine simple Matratze und mein Schlafsack sind mein Bett.

Tag 4: Von Syange nach Dharaphani (1.800m), Kilometer 40

Mit etwas Muskelkater geht es am nächsten Morgen um halb acht weiter – beste Zeit zum starten. Ich bin voller Energie und wandere entlang des Flusses stetig bergauf. Steilwände erheben sich rechts und links. Die kleinen Dörfchen mit ihren Holzhäusern wirken wie kleine Goldgräberstädtchen – Die Menschen sind freundlich aber zurückhaltend und gehen mitunter schwerer Arbeit nach. Es ist sehr ursprünglich.

Schließlich erreichen wir gegen 15Uhr Dharaphani (1.900m). Mein Guide hat wie immer alles organisiert und so muss ich mich nicht, wie viele andere Trekker, erst bei der Ankunft um den Schlafplatz kümmern. Es ist bereits deutlich kälter als am Vortag. Die Höhe macht sich bemerkbar.

Tag 5: Von Dharaphani nach Chame (2.700m), Kilometer 56

Von Dharaphani geht es weiter nach Chame. Der Der Abschnitt ist durch seine zahlreichen steilen Anstiege deutlich anstrengender als die Vortage. Zum ersten mal treffen wir auf die berühmten Gebetsmühlen und immer wieder werden wir von kleinere Kindergruppen neugierig begleitet. Ich überquere Hängebrücken, herrliche Waldstücke und habe immer wieder Ausblick auf die gigantischen Berge um mich.

Meine Unterkunft in Chame ist einfach. Zum ersten mal sitze ich später nicht im Aufenthaltsraum wie die anderen Trekker, sondern verbringe den Abend in der Küche mit meinem Guide und seinen Kollegen. Es ist toll und ich fühle mich wohl. Eine Glühbirne flackert und fällt durch den immer wieder eintretenden Stromausfall aus. Mit meiner Taschenlampe suche ich mir den Weg zum Plumpsklo. Ein Abenteuer. Es ist eiskalt. Ich fühl mich müde und meine Haut ist trocken.

Tag 6: Von Chame nach Lower Pisang (3.200m), Kilometer 77

Auf meinem Weg nach Lower Pisang wird die Vegetation schon deutlich weniger. Es weht ein eisiger Wind. Die Berge werden kahl, ich atme deutlich mehr durch den Mund, um genug Sauerstoff zu bekommen. Auch wenn wir am Tag gut 20 Kilometer zurücklassen, darf man dabei nicht vergessen, dass es stetig bergauf geht und die Luft dünner wird.

Tag 7: Von Lower Pisang nach Manang (3.500m), Kilometer 90

Nach einem kurzen aber anstrengenden Anstieg wandern wir in ein herrliches Tal hinein mit Aussicht auf den Annapurna 3. Und wieder ändert sich die Landschaft. Es ist flach und eben. Eine riesige Fläche erstreckt sich vor mir. Bevor wir unser nächstes Etappenziel erreichen, machen wir Halt in Humde und besichtigen in Braga ein sehr altes Kloster. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen. Jetzt muss es schnell gehen. Denn mit dem Gehen der Sonne, sinkt schlagartig auch die Temperatur. Heute: Minus 2 Grat.

Tag 8: Ruhetag in Manang (3.500m)

Mein Ruhetag in Manang nutze ich zum entspannen und Wäsche waschen. Ich verbringe die meiste Zeit in meiner Unterkunft, mache einen kleinen Spaziergang durch das Dörfchen und trinke Tee. Viele nutzen den Tag, um in den umliegenden Gegenden zu wandern. Ich empfehle es sich auszuruhen und den Körper an die Höhe zu gewöhnen.

Tag 9: Von Manag nach Ledar (4.200m), Kilometer 101

Heute knacken wir die 100 Kilometer, auch wenn diese eigentlich keine Rolle mehr spielen. Denn ab jetzt geht es vorrangig um Höhenmeter und auf den Körper zu hören. Wir laufen die 12 Kilometer in drei Stunden. Hier oben auf 4.000m wird die Luft langsam dünner und auch die Zivilisation geht merklich zurück. Meine Unterkunft scheint die einzige zu sein, aus der das Örtchen Ledar besteht.

Mein Kopf schmerzt und ich gönne mir in der neuen Unterkunft ein Schläfchen. Am Abend ist es so unglaublich kalt – ein einziger Ofen beheizt den Gästeraum. Duschen ist seit zwei Tagen nicht mehr möglich. Die Wasserleitungen sind zugefroren. Zum Zähneputzen, bei Null Grad, nutze ich Wasser aus meiner Trinkflasche.

Tag 10: Von Ledar über Thorong Pedi zum High Camp (4.800), Kilometer 107

Der nächste Tag ist beschwerlich. Ich merke die Höhe ganz deutlich. Mit einem kurzen Zwischenstop in Thorong Phedi, geht der Pfad steil in die Höhe. Oben angekommen erwartet mich das High Camp mit vollem Aufenthaltsraum. Ausgeruht und gegessen wirdin kompletter Ausrüstung, denn es ist sehr kalt. In der Unterkunft herrschen Minusgrade.

Tag 11: Vom High Camp zum Thorong La Pass (5.416m) und Muktinath (3.710m), Kilometer 121

Trotz Androhung, dass die Übernachtung in solch einer Höhe eine Qual darstellt, schlafe ich gut. Um vier Uhr geht es los. Der Aufenthaltsraum füllt sich langsam. Es ist eine angespannte Stimmung. Wir starten unseren Aufstieg zu dritt – ein Inder begleitet uns, fällt aber nach Minuten zurück. Nach gut 2,5h erreichen wir den Thorong La Pass – 5.416m. Glück pur. Es soll auf der restlichen Reise keinen weiteren in dieser Intensität für mich geben.

Vor uns liegt der Abstieg nach Muktinath auf 3.800m – Es ist ein wortwörtlich steiniger und ein langer Weg. Im erhöhten Tempo schaffen wir den Abstieg in nur 5h. Muktinath begeistert mich – es ist eine bekannte Pilgerstätte und heilige Stadt.

Tag 12: Von Muktinath über Jomson nach Ghasa (2.10m) → Kilometer 170

Ich habe vom Vortag starken Muskelkater in den Beinen. Nach ein paar Kilometern nehmen wir den Bus über Jomson und weiter nach Ghasa. Es ist mitunter viel Verkehr auf den Straßen – Wir erreichen Ghasa auf 2.010m am frühen Abend.

Tag 13: Von Muktinath nach Tatopani, (1.200m) → Kilometer 183

Der heutige Wegabschnitt ist sehr angenehm und sehr ruhig. Ich genieße das Wandern durch die Gegend und bin entzückt vom kleinen Dörfchen Tatophani. Hier verbringe ich außerplanmäßig meine restlichen Tage, anstatt über Poon Hill nochmal einen Anstieg zu wagen. Der Blick auf die blühenden Täler stimmt mich ruhig.

 

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