Was hat Berchtesgaden eigentlich noch zu bieten außer der Watzmann Überschreitung? Einiges. Schon mal von der “kleinen Reibn” gehört? Oder dem “Hohen Brett”? Beides ausgedehnte Wanderrouten, welche viele Facetten dieses herrlichen Alpenlandes beinhaltet. Kaj hat das herrliche Herbstwetter genutzt und in zwei Tagen beide Touren verknüpft – übernachtet wurde im Carl-von-Stahl-Haus.

Die kleine Reibn ist ein langer Rundwanderweg, und länger als ich zunächst gedacht hatte. Wir gingen ihn quasi rückwärts und marschierten am Fuße des Jenners (welcher zur Zeit gesperrt war) entlang. Der König Watzmann stand groß und mächtig in der Ferne und eine Wolkendecke hing über Berchtesgaden. Immer wieder passierten wir Bäume im gelben Herbstkleid. Es war schön!

Morgendliche Stimmung

Nach einer kurzen Einleitung von Peter, was uns heute so erwarten würde, ging es nach kurzem Aufstieg zu einer Gabelung, wo sich einige Leute entschieden den direkten Aufstieg zur Stahlhütte zu machen. Der Rest von uns ging rechts (also an der Schnapsbrennerhütte vorbei), weiter zur Reibn. Ich blieb oft stehen, zum Filmen und Fotografieren, so waren Roland und ich schnell weiter hinten als der Rest. Über eine Wiese, ein Stück über Forstweg und schon bald ging es zur Sache. In einem langen Aufstieg zwischen den Bergwänden ging es über den Stiergraben hinauf.

Der Weg bot immer wieder prächtige Bäume in gelben Farben und wir fühlten uns klein zwischen den hohen Felswänden. Irgendwann holten wir Benni und co. ein. Aber auch sie waren dem Rest der Gruppe noch hinterher. Wir erreichten irgendwann ein Steinfeld und kurz danach standen wir vorm Seeleinsee der im Schatten des Kahlersberges lag. Ein spiegelklarer Bergsee! Direkt dahinter eine Anhöhe an der uns endlich auch die Sonne erreichen konnte. Zusammen mit dem Rest machten wir eine Pause und tankten etwas Sonne. Der Hochseeleinkopf ragte vor uns empor.

Wir zogen weiter und schnell waren wir nur noch zu Dritt. Ich blieb immer wieder stehen um diese malerische Landschaft hinter uns zu filmen. Dann kam eine Art Kreuzung. Beni wollte noch über den Windschratenkopf, da wir auch davon ausgingen, dass der Rest der Gruppe den noch mitnehmen wollte. Doch stellte sich schnell heraus, dass es dort keinen richtigen Weg gab. Ein langer, sehr anspruchsvoller Aufstieg über die Wiese und später über Geröll zehrte an den Kräften.

Oben angekommen, sahen wir auf der anderen Seite unten den Rest der Gruppe. Sie waren also nicht auf diesem Berg. Wir machten eine Pause am Gipfel des Windschartenkopfes, 2.211m, und überlegten dann, wie wir wieder runterkommen würden. Zum ersten Mal erblickte ich das steinerne Meer und den Hochkönig in der Ferne. Auch der hohe Dachstein war klar zu sehen! Tolles Panorama! Jetzt sah ich auch das Stahlhaus und wir erkannten, wie weit es noch war. Wir mussten also wieder runter, dann noch auf den Schneibstein, 2.276m, und dann wieder hinunter zur Hütte. Wir suchten uns einen Weg hinab, welcher auch über Gelände ging und waren überraschend schnell wieder unten.

Es dauerte noch eine gute Stunde über den felsigen und teilweise nicht erkennbaren Weg, bis wir am Schneibstein angekommen waren. Dort baute sich vor uns das Massiv des hohen Bretts und dahinter der hohe Göll auf. Ganz weit unten sahen wir unser Tagesziel. Der Abstieg jedoch hatte es in sich! Meiner Meinung nach das schwerste Wegstück bis jetzt. Da der Normalweg kaum zu erkennen und sehr matschig und rutschig war, liefen wir mehr über den Gras Hang. Es kostete viel Anstrengung immer wieder einen Tritt zu suchen, und das über 400hm!

Wir brauchten länger als 1 Stunde hinunter und trafen dann zufällig auf Oliver, der dort auf der Wiese chillte. Er ging ja den direkten Weg und wollte noch spazieren gehen, also gingen wir jetzt zu viert weiter. Gegen 16:30 Uhr waren wir dann schließlich am Carl-von-Stahl-Haus und das war komplett voll! Alle 100 Plätze belegt. Wir checkten ein und bezogen im Lager Platz. Es gab eine warme Dusche und Waschräume. Nicht mehr viele Hütten haben um die Jahreszeit noch geöffnet, daher war das hier heute der Hit! Es gab ein tolles Abendessen und viele Runden Schnaps, die aufs Haus gingen. Nachts gingen wir hinaus um tolle Aufnahmen dieses unglaublichen Sternenhimmels zu machen. Es war so klar, man konnte die Milchstraße erkennen, sogar die Andromeda Galaxie konnte man sehen! Roland und ich bemerkten eine gewaltige Sternschnuppe, größer als ich je gesehen hatte! Die Nacht in der Hütte war wohl für die Meisten eher eine Qual. Im Lager von Beni und Roland bezog ich einfach ein Bett, da dort wohl zufällig mehrere Matratzen frei waren.

Mit Kaffe und Müsli traf die Hüttengemeinschaft sich in der Früh zum Sonnenaufgang auf der Terrasse. Es war wunderschön, in welchen Farben die Berge in allen Richtungen beleuchtet wurden. Kurz bevor die Sonne erschien, schimmerte der Himmel rosa. Ein weiterer sonniger Tag hatte begonnen. Es wurde ausgemacht, das hohe Brett um 09 Uhr zu besteigen. Wir packten zusammen und erfuhren dann, dass die Meisten schon um 08:30 losgegangen waren. Nicht so nett, aber ok, so ging ich mit Oliver und Roland wieder im 3er Team los.

Die Sonne brannte ganz schön runter und der Aufstieg ging direkt zur Sache. Nochmal 600hm für den Tag, aber keine Einfachen! Der Steig hinauf verläuft in schmalen Serpentinen bis auf eine erste Anhöhe, wo wir ein Rudel Gämse beobachten konnten. Wir hatten jetzt auch Beni eingeholt, der wartete als er uns hinter sich sah. Das hohe Brett ragte hier noch groß und gewaltig vor uns auf. Ab hier ging der Steig dann richtig zur Sache. Man war am Fels und musste immer wieder etwas klettern. Ein Weg bei dem es auf Trittsicherheit und gute Verhältnisse ankommt! Am Schluss kommt noch ein bisschen Drahtseil und dann ist man schon auf dem hohen Plateau, wo man vom Jägerkreuz begrüßt wird.

Hier trafen wir dann schon die Anderen, die bereits wieder am Absteigen waren. Der restliche Weg war jetzt eher einfacher und eben. Trotzdem mussten wir noch über Felsplatten und etwas Geröll laufen. Nach 30 Minuten standen wir dann am hohen Brett. Vor einem der hohe Göll und der Bergrücken mit Kehlsteinhaus. Der Watzmann riesen groß, wirkt beinahe schon auf Augenhöhe, und in der Ferne das große Massiv des Hochkönigs. Wunderschön!! Hat sich auf jeden Fall gelohnt! Von hier aus wären es noch 2 Stunden zum hohen Göll, der noch höher war.

Wir stiegen jetzt denselben Weg ab den wir gekommen waren. Der Rest der Gruppe war von jetzt an verschwunden, ich vermutete, dass sie wohl doch über die Brettgabel abgestiegen waren. Wir brauchten noch sehr lange zurück zum Stahlhaus, da der Abstieg sehr viel Konzentration und Kraft benötigte, besonders Oliver hatte hier zu kämpfen. Vom Stahlhaus ging es dann eher gemütlich weiter in Richtung Jenner und den Rest der kleinen Reibn über einen steilen asphaltierten Weg zur Mitterkaser Alm hinab. Roland, Olivia und ich wollten nochmal einkehren, Beni musste noch einen Flug erwischen und zog als mit Oliver weiter.

Noch kurz gegessen und dann den Rest des Weges runter. Wobei ich sagen muss, dass der Weg wirklich ohne Umwege zum Ziel führte. Stellenweise richtig steil, sodass man schon aufpassen musste. Die Sicht auf das Tal und das hohe Brett, welches hinter uns nun noch gewaltiger aussah versüßte den Abstieg. Dann im Auto begann der Richtige Stress. Der Stau auf der A8 ging fast durchgehend von Bad Reichenhall bis München, also umfuhren wir das Weitläufig und machten noch einen Stop am Chiemsee. Wir waren dann insgesamt noch 4,5 Stunden unterwegs und gegen 10 in Augsburg.

Fazit:

Wirklich eine der schönsten Touren dieses Jahr!! Fantastische Landschaften und Berge, sehr viel anspruchsvolle und interessante Stellen. Sehr lange ausgedehnte Tour die sich wirklich gelohnt hatte. Richtig geile Sternenstimmung und Hüttenstimmung. Aber leider fehlte es gänzlich an Kommunikation der Gruppe. Auch die Orga eher negativ erlebt. Doch mit Roland, Oliver, Olivia und Beni insgesamt wie immer eine tolle Partie!

Danke an Kaj Kusterer für diesen Gastartikel. Kaj betreibt einen eigenen Blog. Schaut doch mal bei Ihm vorbei.

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