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Zischgeles: Ein 3000er für Berg- und Einsteiger

Die Stubaier Alpen in Tirol sind eine beliebte Destination bei Bergsteigern und Skitouren-Fans. Wer endlich die 3000er-Marke knacken will, aber keine Lust auf Seilsicherung & Co hat, dem sei der vergleichsweise einfache Zischgeles (3004 m) im Tourengebiet Praxmar empfohlen. Unterschätzen sollte man den Gipfel jedoch nicht, wie die YourDailyMilk-Bergfexe David, Felix und Lion im Juli feststellten. Vor allem, wenn ein Unwetter naht.

Eigentlich wollten wir zu viert den Zischgeles bezwingen, der im Winter ein beliebter Berg bei Skitouren-Gehern ist. Doch die Wettervorhersage machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Die Prognose für Samstag: Nebel, Starkregen und Sturm ab 13 Uhr, ausgerechnet am Tag unserer geplanten Gipfeltour. Ein Kumpel sagte daher ab, doch wir hatten schon Zugtickets und unsere Übernachtung im Alpengasthof Praxmar (1689 m), dem Ausgangspunkt unserer Bergtour, gebucht. Früh aufstehen, Augen zu und durch lautete also unsere Devise.

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Durch saftig-grüne Bergwiesen schlängelt sich der Weg durchs Tal immerzu bergauf.

So gingen wir als Trio in der Morgendämmerung gegen 06:30 Uhr los, Bananen und Nüsse ersetzten unterwegs das ausgefallene Frühstück. Für den Aufstieg wählten wir die wohl schnellste Tour (Weg 31) entlang des Marlerbachs und den Kamplschröfen. Alternative Routen führen u.a. über die Sellrainer Hüttenrunde (Weg 144) und den Oberstkogel (2767 m).

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Auf halber Strecke bietet sich ein fast kitschiges Bergpanorama, wie aus dem Outdoor-Katalog.

Uns erwartete ein konditionell fordernder, dreistündiger Aufstieg, bei dem wir 1.315 Höhenmeter bezwingen mussten. Dafür ist der Pfad, der anfangs durch saftig-grüne Bergwiesen verläuft und durch rot-weiß-rote Markierungen gekennzeichnet ist, recht einfach begehbar.

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Nach kurzer Rast geht es auf gut markiertem steinigen Pfad steil hinauf nahe der Kamplschröfen.

Nach zwei Stunden Aufstieg wurde es immer felsiger und langsam zog, wie vorhergesagt, über die Bergkämme Nebel auf, ebenso dunkle Wolken. In schattigen Bereichen umliegender Hänge hatte sich, trotz sommerlicher Temperaturen, Schnee gehalten. Wir beschleunigten unsere Schritte und gingen weiter, zuweilen sahen wir Murmeltiere und Schafe in einiger Ferne.

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Der Gipfel in Griffweite: nach gut 2,5-stündigem Marsch kommen wir der Bergspitze des Zischgeles‘ unaufhaltsam immer näher.

Von nun an wird es immer steiler und das Gras weicht zunehmend Fels, Stein und Schotter. Unweit des Gipfels müssen wir unsere Kletterkünste unter Beweis stellen. Wir spüren bereits die vielen zurückgelegten Höhenmeter in den Beinen. Links und rechts der ausgesetzten felsigen Passage des Nordgrats geht es zudem schwindelerregend mehrere hundert Meter tief hinab, doch wir haben unser Ziel, den Gipfel, bereits fest im Blick, den wir noch vor 10 Uhr erreichten.

Für den Abstieg wählten wir dieselbe Route, aufgrund des nahenden Unwetters wollten wir kein Risiko eingehen, und erreichten kurz nach 13 Uhr, nur ein paar Minuten vor Einsetzen des Starkregens, erschöpft aber glücklich den Alpengasthof Praxmar.

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Die letzten Meter auf dem Gipfelkamm entlang.

Fazit: Der Zischgeles ist auch für weniger erfahrene Bergfreunde, die nur eine Handvoll Gipfel pro Jahr besteigen, geeignet. Eine gute Kondition ist für den knackigen Aufstieg erforderlich, ebenso Trittsicherheit und Schwindelfreiheit in Gipfelnähe. Doch der fantastische Ausblick zum Lüsener Fernerkogel (3298 m), dem Gleirschjöchl (2751 m) oder auch zur Rotgrubenspitze (3042 m) entschädigen für alle Mühen.

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Zünftige Kraxelpartie: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind vor allem auf den letzten Metern vor dem Berggipfel zwingend erforderlich. Im Bildhintergrund ist schon klein das Gipfelkreuz erkennbar.

Zur Anreise: Anfahrt in etwa 45 Minuten mit dem Auto von Innsbruck kommend auf der A12, weiter auf der Sellrainer Str., anschließend auf der Sellraintal-Landesstraße nach Gries im Sellrain fahren und von dort über Juifenau auf der Praxmarer Landesstraße zum gleichnamigen Alpengasthof (1689 m), dem Ausgangspunkt unserer Bergtour. Nahe des Alpengasthofs Praxmar ist auch ein großer Parkplatz vorhanden.

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Geschafft! Nach 1315 Höhenmetern und 3-stündigem Aufstieg erreichen den Gipfel des Zischgeles‘ (3004 m). Wir genießen ein traumhaftes Panorama über die Stubaier Alpen.

Zugreisende können ab dem Busbahnhof am Innsbrucker Hbf. auch mit dem Bus 4166 in einer dreiviertel Stunde ohne Umsteigen nach Gries im Sellrain fahren. Von hier ist es zu Fuß noch eine gute Stunde bis zum Alpengasthof Praxmar. Wer auf diese Aufwärmübung verzichten möchte, kann von der Station „Gries im Sellrain Ortsmitte“ mit dem Bus 4166 nach Praxmar (Wendestelle) weiterfahren. ÖBB-Postbusse fahren sogar in einer Stunde vom Busbahnhof Innsbruck direkt nach Praxmar.

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Artikel geschrieben von: Lion Pfeufer // Video: David Lochner

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3 Comments

  1. Herzlichen Glückwunsch zum 3000er! Auf dass noch viele weitere folgen mögen 🙂
    Die Besteigung des Zischgeles lässt sich übrigens auch gut mit einem Aufenthalt in der Pforzheimer Hütte verbinden. Super Hüttenteam und sensationell gute Verpflegung. Die Knödel sind in allen Sorten eine Wucht und eine ganz besondere Empfehlung ist das Sherpa-Stew!

  2. Hallo Biene,
    dank dir für den Tip. Mein erster 3.000er war es nicht, aber für meinen lieben Kollegen. Insofern durfte ich dieses Gefühl nochmal durchleben. Und was die Hütten angeht: Der Tip ist super. Gute Hüttenverpflegung findet man in meinen Augen selten. Warst du selbst schon auf dem Zischgeles?

  3. Hallo David,
    wir waren diesen Sommer eine Woche auf der Pforzheimer Hütte (war ein Kurs unserer Sektion). Auf dem Zischgeles waren wir nicht, aber es gibt auch noch andere schöne Gipfel rund um die Hütte: Samerschlag, Zwieselbacher Rosskogel und die Haidenspitze. Die Gratüberschreitung “Via Mandani” soll auch eine ganz tolle Tour sein – für eine sportliche Männertruppe wäre das bestimmt genau das richtige.

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